Sonntag, 10. März 2002 um 00:00
Verein
"Alles begann, als wir im Sommer 2001 beschlossen hatten ein Team zu gründen. Zuvor waren wir noch ein lockere Trainingsgemeinschaft, die sich gelegentlich getroffen hatte, um zu trainieren. Was ist der Unterschied zwischen einem Team und einem Verein? Woran erkennt man, dass es sich um eine feste Gemeinschaft handelt? Woran merkt es die Oma mit ihren Enkeln, die uns vorbei gleiten sieht? Natürlich ist es das einheitliche Aussehen. Das ist eben beim Speedskaten der Anzug, der das Auge anzieht wie ein Magnet.Ja, es sollte ein Anzug her und zwar so individuell, dass er uns wirklich bei jeder Gelegenheit unverwechselbar macht.Es ist Juli 2001. Die Idee ist also geboren, aber wo fängt man da am besten an? Als erstes haben wir alle Sportgeschäfte abgeklappert, die es in der Region so gibt und haben nach Speedskating-Anzügen gefragt. Meistens Fehlanzeige, weil es sich doch um Fahrradbekleidung handelte, die mit Einlagen verkauft wird oder um den Leichtathletikanzug mit Trägern über den Schultern, was fürs Inlineskaten unpassend ist.Eine Firma sollte es doch geben, die auch vom Radsport her bekannt ist, die echte Inlineskating-Anzüge im Programm hat eine deutsche Firma und dementsprechend eben auch der Preis für die deutsche „Handarbeit“. Ohne Logos in einem Standarddesign das nicht unseren Wünschen entsprach kostete ein Anzug 170 DM. Der Schock saß tief. Weil der Preis, um als kleine Gemeinschaft sich einen Anzug zu kaufen, der mit Logos schon knapp 200 DM beträgt, zu hoch ist. Schließlich besteht das Team nicht aus Großverdienern, sondern auch aus Auszubildenden, die nicht ihr Monatseinkommen für zwei Anzüge ausgeben können. Also was tun? Das Internet sollte eine Lösung bringen. So waren wir in Foren und auf allen möglichen Inlineseiten unterwegs, auf der Suche nach Infos über Anzüge. Auch mit etwas Erfolg. Das Problem, die meisten guten Angebote führten ins Ausland, wie Italien, Frankreich, usw. Soweit wollten wir eigentlich noch nicht gehen, wel ja doch Probleme mit dem Warenaustausch vorprogrammiert waren. Aber was soll‘s, fragen kostet nichts. Also wurden ein paar E-Mails verschickt und entsprechende Homepages im Ausland inspiziert. Die Antworten ließen auf sich warten und so war es bereits August.Wie es eben so im August ist, Urlaubszeit, war auch ich im Urlaub und die Sache ruhte den ganzen August.Frisch aus dem Urlaub zurück, voll Neugier und Motivation ging es an meine E-Mails. Eine nichtssagende Antwort und sonst nicht viel. Schade, etwas Frust, aber noch kein Grund aufzugeben, denn der September war ja auch noch da. Dass wir die Anzüge noch für dieses Jahr nutzen könnten war jetzt schon fast ausgeschlossen.Im September sollte noch ein großes Ereignis stattfinden, die Eurobike. Eine riesige Messe, bei der es nur darum ging Fahrradzubehör, Bekleidung und Sonstiges auszustellen. Hersteller aus der ganzen Welt waren vertreten, eben auch die, die neben Radbekleidung auch andere Möglichkeiten für uns bieten würden. Also hin! Die Auswahl war riesi und jeder konnte irgendwie etwas dazu anbieten. Eigenes Design, Standarddesign mit Druck, Druck extra, usw. Es war schon das da, was wir wollten, aber eben auch von Firmen aus verschiedenen Ländern und mit Sonderanfertigungen, teils modifizierte Schwimmanzüge. Mit einem riesigen Stapel von Katalogen und Prospekten, Visitenkarten und Telefonnummern ging es dann erschöpft nach Hause. Doch nach genauerem Studieren der Preise war das Ergebnis wieder ziemlich ernüchternd. Da fehlte die MwSt, dort kam noch der Preis für Sonderwünsche dazu, hier wieder eine riesige Mindestbestellmenge von mehreren hundert Teilen. So lag die Preisspanne wieder zwischen 180 und 300 DM für unseren Wunschanzug.Es schien wohl keine richtige Möglichkeit zu geben, diesen Rennanzug für einen vertretbaren Preis zu bekommen. Aber war da nicht noch die eine E-Mail aus Italien, wo Preise von unter 100 DM möglich sein sollten? Klar, aber fehlte dort nicht auch die MwSt oder sonstiges? Und das noch im Ausland, naja.Wieder zurück zu unserer guten deutschen „Handarbeit“ und deswegen in ein Sportgeschäft, welches uns noch am besten geholfen hatte. Ein konkretes Angebot sollte her. Zwar nicht genau, was wir wollten, aber eben ein Kompromiss. Wirklich Mühe gegeben hatte sich der Chef des Sportgeschäftes, der viel mit dem Großhändler verhandelte. Aber obwohl es wirklich der beste Preis war, den wir konkret hatten, sollten es trotzdem noch 180 DM pro Anzug sein mit Logos und Aufdruck.Eine Versammlung sollte eine Entscheidung bringen. Gesagt getan, 180 DM waren einfach zu teuer. Die Variante aus Italien sollte näher betrachtet werden, und eventuell ein Probeexemplar bestellt werden. So schrieb ich wieder eine Mail nach Italien und bekam wieder den damaligen Preis von unter 100 DM bei eine Mindestbestellmenge von 20 Stück bestätigt.Die Kommunikation war allerdings sehr zäh, da wir kein Italienisch konnten und unser Gegenüber nur sehr gebrochen Englisch. Die Fragen waren nicht wirklich befriedigend beantwortet und alles dauerte einfach lang. Also wurde ein Testobjekt in zwei Größen von der Firma bestellt, um die Qualität und eben die Größe zu probieren. Das Ganze kam dann auch nach ein paar Wochen und ein paar Zahlungsschwierigkeiten. Die Qualität war in Ordnung und zu einem Preis von 58 DM konnte man wirklich nichts sagen.Also gut, bleiben wir dran, hieß die Devise. Da dieser Shop anbot eigene Designs zu entwerfen, waren die Künstlerischen gefragt und es wurden eine Vielzahl von Anzugdesigns entworfen und abgestimmt.Ein bisschen Mischen und wir hatten uns auf eines geeinigt.Inzwischen waren wir auch ein Verein geworden und es war November. Jetzt wurde es konkret: Eine genaue Beschreibung unseres Anzuges, wie unsere Logos plaziert werden sollten, welche Größen und wieviel von jeder wurde in einer E-Mail nach Italien geschickt. Nach mehreren missverständlichen E-Mails und hin und her, kam dann endlich das Angebot. Unglaublich, 80 DM pro Anzug mit eigenem Design, mit 3 Logos, mit Entwicklungskosten und Porto! Was gab es da noch zu überlegen?Es war Dezember und es gab doch noch so ein paar Zweifel, schließlich sollten wir den gesamten Betrag vorher überweisen und was, wenn dann ein Anzug rauskäme, der wegen der schlechten Verständigung krumm und schief wäre?Die Wahl war keine richtige Wahl. Entweder wir kaufen Anzüge für mindestens 180 DM und haben nicht das Design, das wir wollen oder wir nehmen unsere Wunschanzüge in vielleicht etwas schlechterer Qualität für 80 DM, aber eben aus dem Ausland mit etwas Risiko?Damals hatten wir schon andere gefragt, die auch bei dem gleichen Händler in Italien bestellt hatten, wie gut man diesem vertrauen könnte. Alle haben gesagt, dass es dort keine Probleme gäbe. Lediglich die Schnelligkeit und die Verständigung seien ein Problem. Das haben wir gemerkt, schließlich waren seit dem ersten Kontakt und jetzt über 5 Monate vergangen.Wieder auf einer Versammlung sollte der Entschluß fallen. Eigentlich keine Frage bei dem Preis, wir bestellen!Mitte Dezember dann die Bestätigung seines Angebotes von uns. Lange Zeit kam keine Antwort und erst nach ein paar Anrufen war klar, daß wir die Anzüge so wollten. 4 Wochen hieß es. Keine Kontakt mehr und keine Antwort, einfach Funkstille.Januar 2002. Bei einem weitern Anruf hieß es die Firma würde umziehen und es würde sich alles etwas verzögern. Also gut, immer noch keine Wahl, aber Warten waren wir ja schon gewohnt. Keine Antwort, wie es weitergeht. Also am besten täglich dort anrufen. Immer wieder wurden wir vertröstet. Dann hieß es die neue Produktionsstätte sei fertig und in 2 Wochen wären die Anzüge versandfertig. Gut, wir hofften auf März.Es war Februar und das Vertrösten war inzwischen Gewohnheitssache. Aber dann, es ist Anfang Februar, kommt‘s, die Anzüge seien fertig weggeschickt zu werden, sobald eben das Geld auf dem Konto sei. Die Freude war mal wieder groß aber eben doch gebremst, weil jetzt das Geld wirklich fließen sollte.Gut, „no risk no fun“, also rüber mit den gut 1000 €, was soll’s. Normalerweise sollte das Geld nach 3 bis 4 Tagen auf dem anderen Konto sein. So verging wieder eine Woche, keine Rückmeldung, keine Anzüge. Also wieder anrufen. Anscheinend sei noch kein Geld auf dem Konto, aber eine gefaxte Überweisungsbestätigung würde auch reichen hätte er auch gleich sagen können. Aber was macht schon eine Woche bei 7 Monaten aus?Tatsächlich, es war wie ein Wunder: Am 21. Februar kam ein Päckchen aus Italien mit all den schönen Sachen! Die Anzüge waren wirklich genau so wie wir uns diese vorgestellt hatten, nicht krumm und nicht schief. Einfach gut!Ich würde sagen: „Ende gut, Alles gut!“Das war die fast unendliche Geschichte: ""Wie das Speedteam-Bodensee e.V. zu seinen Anzügen kam.""Ich muss sagen, ich hab eine Menge gelernt über die Beschaffung von Rennanzügen und habe noch lange nicht alle Tipps und Tricks beschrieben das geht fast nicht. Es ist nicht notwendig eine solche Odyssee durchzumachen bevor man Anzüge zu einem solchen Preis hat.Deshalb meldet euch bei uns, wenn ihr das Gleiche vorhabt. Ich kann bestimmt viel weiterhelfen.Gut Roll OOOOO! Ihr findet uns unter:http://www.Speedteam-Bodensee.deMaik Scholl (erster Vorstand)"
Teamanzug-10-03-2002.html
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Autor: Maik Scholl | 4231x aufgerufen